Marlene

Orientierungslauf auf Schwedisch

Ein Schuljahr im "Estet-Programmet"

Marlene hat Schweden nach den ersten zwei Monaten schon richtig ins Herz geschlossen - wegen Freundinnen und Kaffeejause und trotz Schnee im Oktober.
YFU Austria:

Wie war dein erster Schultag?

Marlene:

Ich erinnere mich noch ganz genau an meinen ersten Schultag. Wir waren alle in einem großen Saal und es wurden die Klassen der verschiedenen Programme vorgelesen. Ich habe natürlich nicht wirklich etwas verstanden, aber irgendwann ist dann eine Lehrerin zu mir gelaufen und hat gesagt: ”This is your class, you have to go with them!”. In der Klasse angekommen war es sehr still, es hat sich keiner gekannt, weil wir alle in die erste Klasse der schwedischen Oberstufe gekommen sind. In der Pause hat dann ein Mädchen aus meiner Klasse mit mir geredet, und ich bin in der Mittagspause mit ihr und ihren Freunden am Tisch gesessen. Mich hat auch ein Mädchen aus einer höheren Klasse angesprochen, was mich wirklich sehr gefreut hat. Nach der Schule habe ich dann auf meine Gastschwester gewartet und währenddessen habe ich mich dann auch mit einem Jungen aus der Abschlussklasse unterhalten und er hat mir noch einen anderen Austauschschueler aus Japan vorgestellt.
Was mir auch schon am ersten Schultag aufgefallen ist, sind die Lehrer. Das Verhältnis zwischen Schüler und Lehrer in Schweden ist ein ganz anderes als oftmals in Österreich. Meistens ist es so, als würde man mit einem anderen Schüler reden und man spricht sie auch einfach nur mit dem Vornamen an.

Marlene mit Klassenkollegen
YFU Austria:

Was war dein schönstes Erlebnis in der Schule bisher?

Marlene:

Da fallen mir spontan drei Erlebnisse ein, zum einen das Herbstkonzert. Das war schon in der zweiten Schulwoche, also hatten die ersten Klassen nur eine Woche Zeit zum Üben, aber trotzdem gab es keine Probleme oder Stress. Ganz im Gegenteil, es war eines der besten Konzerte, an denen ich jemals teilgenommen habe!
Zweitens denke ich an ein Event in meiner Stadt, an dem unsere ganze Schule teilgenommen hat. Wir sind zu Fuß durch die ganze Stadt gegangen und das ist eine schöne Erinnerung, weil ich zusammen mit meinen Freundinnen gegangen bin und wir über vieles geredet haben.
Meine dritte Erinnerung war der Orientierungslauf in der Sportstunde. Da mussten wir uns in Zweiergruppen aufteilen und meine beste Freundin hat sich mich sofort geschnappt und dann sind wir gemeinsam durch den schwedischen Wald geirrt. Es hat so viel Spass gemacht, dass wir eine erst halbe Stunde nach Schulschluss zurückgekommen sind, weil wir keine Uhr dabei hatten.

YFU Austria:

Welche Schultypen gibt es in deinem Gastland? Welchen Schultyp besuchst du?

Marlene:

Die meisten Schulen in Schweden haben verschiedene Programme, in meiner Schule gibt es zum Beispiel Wirtschaft, Gesellschaft, Bau, Kochen und Musik. Ich besuche das Musikprogramm, was sich hier ”Estet-Programmet” nennt.

YFU Austria:

Welche Gegenstände werden an deiner Schule unterrichtet? Kannst du uns von Fächern berichten, die es an deiner österreichischen Schule nicht gibt?

Marlene:

Mein Stundenplan besteht aus Schwedisch, Politik und Gesellschaft, Französisch, Musiktheorie, Mathe, Geschichte, Chor, Klavier, Sport, Englisch und Kunst, aber Französisch konnte ich mir aussuchen. Gegenstände, die wir in Österreich nicht haben, sind zum Beispiel ”Samhällskunskap”, was Politik und Gesellschaft beinhaltet. In Österreich ist das meistens im Fach Geschichte enthalten (zumindest in meiner Schule). Außerdem gibt es natürlich Schwedisch, was wie Deutsch bei uns unterrichtet wird.

YFU Austria:

Mit welchen Sprachkenntnissen bist du in dein Austauschjahr gefahren? Wie geht es dir jetzt mit der Sprache?

Marlene:

Ich habe eigentlich das Gefühl schon ziemlich viel Schwedisch gelernt zu haben, da ich ein paar private Schwedischstunden hatte und auch das YFU-Lehrheft sorgfältig durchgegangen bin. Aber in Schweden habe ich in den ersten paar Tagen eigentlich gar nichts verstanden. Das ist ja eigentlich auch selbstverständlich, es ist eine komplett neue Sprache!
Also war ich in den ersten Tagen etwas verzweifelt, aber meine Gastmutter hat mir immer gesagt, ich soll nicht traurig sein, weil ich immerhin erst ein paar Wochen in Schweden bin! Und sie hatte Recht, es ist eigentlich unmöglich in einem neuen Land mit ein paar Vorkenntnissen schon alles zu verstehen. Vom ersten Tag an haben mir meine Gasteltern ein paar Phrasen beigebracht, wie zum Beispiel ”Danke für das Essen” oder andere einfache Sätze. Und ich habe wirklich gemerkt, wie es von Woche zu Woche besser wurde. Jetzt bin ich 8 Wochen hier und verstehe fast alles, wenn man mit mir redet. Ich rede aber noch nicht so viel Schwedisch, nur mit meinen Gasteltern und ein paar Lehrern. Mit meinen Freunden rede ich noch Englisch, obwohl wir seit ein paar Tagen auch schon ein bisschen Schwedisch sprechen. Alles in allem geht es recht gut mit der Sprache, und ich hätte mir eigentlich nicht gedacht, dass es so schnell geht!

YFU Austria:

Was ist das Besondere an der Sprache deines Gastlands?

Marlene:

Für mich ist Schwedisch so besonders, weil sich viele Leute nicht viel darunter vorstellen können und es eher ungewöhnlich ist, so eine Sprache zu lernen. Wenn man zum Beispiel Spanisch, Französisch oder Englisch hört, kann man diese Sprache sofort definieren, aber auf Schwedisch kann man gerade mal heraushören, dass es eine skandinavische Sprache ist. Ich bin wirklich sehr begeistert von Sprachen, die nicht so bekannt sind! Was mir auch sehr gefällt, ist, dass es sich so melodisch anhört. Man betont Silben, wo wir sie normalerweise nicht betonen würden und so hört sich das Ganze an, als würde man ein bisschen singen - das gefällt mir sehr!

YFU Austria:

Konntest du schon Freunde finden? Was kannst du uns von ihnen erzählen?

Marlene:

Ich habe ehrlich gesagt schon in der ersten Schulwoche Freunde gefunden, was ich mir niemals gedacht hätte, da ich sehr schüchtern bin und die Schweden ja bekanntlich auch. Aber irgendwie bin ich mit zwei netten Mädchen ins Gespräch gekommen und auf einmal haben sie mich gefragt, ob ich mit ihnen nach der Schule in ein Café gehen will! Mittlerweile habe ich mich schon sehr oft mit Freunden zum ”Fika” getroffen. Das ist eine Jause, bei der man meistens Kaffee trinkt, Kuchen isst und gemütlich redet. Die Schweden bezeichnen es meistens als das Allerwichtigste, was ich mittlerweile auch wirklich nachvollziehen kann!

YFU Austria:

Wenn dich eine angehende Austauschschülerin oder ein Austauschschüler fragen würde, was wäre dein wichtigster Ratschlag für das Leben als Schüler an deiner Schule im Gastland?

Marlene:

Sei offen und auf keinen Fall introvertiert! Die Leute in den ersten Klassen sind meistens schüchtern, aber mir ist es zum Beispiel schon öfters passiert, dass mich die Leute aus den höheren Klassen einfach angesprochen und mit mir eine lockere Unterhaltung geführt haben, obwohl sie mich zum ersten Mal sahen. Und da muss man dann einfach mitmachen. Also einfach drauf losreden und sie auch Dinge über die Schule fragen, denn das ist wirklich der Schlüssel, um Freunde zu finden!