Isabelle

Von Null auf Hundert

Polnisch für Anfänger

Wie lernt man am schnellsten polnisch? Isabelle weiß es!
YFU Austria:

Isabelle, du hast mit YFU ein Austauschjahr in Polen verbracht. Viele Austauschschüler*innen, die ihr Austauschjahr in nicht-englischsprachigen Ländern verbringen, sprechen die Sprache ihres Gastlands noch nicht. Mit welchen Sprachkenntnissen bist du in dein Austauschjahr gefahren? Welche Gedanken und Gefühle hattest du dabei?

Isabelle:

Bevor ich nach Polen fuhr, hatte ich einen Wortschatz von drei Wörtern: Ja, Nein und Gute Nacht (was im Polnischen ein Wort ist). Mich reizte damals die Herausforderung, eine Sprache von null auf 100 zu erlernen. Natürlich war ich ganz schön nervös, als es dann losging, aber ich war mir sicher, dass ich das hinbekommen würde- und das hat sich auch bestätigt!

In meiner Gastfamilie sprach niemand etwas anderes als Polnisch. Das Foto zeigt mich mit meiner Gastfamilie.
YFU Austria:

Wie erging es dir mit diesen Sprachkenntnissen?

Isabelle:

Am Anfang war es wirklich schwer! Ich erinnere mich noch lebhaft an meine erste Unterrichtsstunde, es war Religionsunterricht. Das war wirklich ein verrücktes Gefühl: Ich verstand kein einziges Wort. Nichtmal ansatzweise. Ich konnte mir überhaupt nicht zusammenreimen, worum es ging. Das hätte mich wahrscheinlich eher verunsichern sollen, aber stattdessen musste ich lachen. Meine Mitschüler fanden es auch sehr amüsant mit mir und waren gespannt, ob ich jemals im Unterricht mitkommen würde. Das ging dann schneller, als wir alle dachten!

YFU Austria:

Was ist das Besondere an der Sprache deines Gastlands?

Isabelle:

Das Polnische ist als westslawische Sprache eng mit Slowakisch und Tschechisch verwandt. Man findet in allen slawischen Sprachen große Parallelen, und ich habe mich nach meinem Austauschjahr schon erfolgreich mit Slowaken, Tschechen, Russen und Ukrainern verständigt. Das kann besonders auf Reisen sehr praktisch sein.
Das gewöhnungsbedürftigste für mich war am Polnischen die Aussprache. Es gibt unglaublich viele Zischlaute im Polnischen, und am liebsten mag ich den folgenden Zungenbrecher: „W Szczebrzeszynie chrząszcz brzmi w trzcinie“, an dem ich 6 Monate üben musste!

YFU Austria:

Hast du einen Sprachkurs absolviert oder hast du dir die Sprache selbst beigebracht? Welche Erfahrung hast du damit gemacht?

Isabelle:

Zu Beginn meines Austauschjahres hatten alle Austauschschüler zusammen einen dreiwöchigen Sprach- und Orientierungskurs in Posen. Dort brachte uns eine sehr nette Lehrerin die Basics in polnischer Grammatik und grundlegende Sätze zur Verständigung bei ("Wieviel Uhr ist es?", "Ich habe Hunger.", "Wo treffen wir uns?" usw.).
Ich hatte zusätzlich Glück, weil in meiner Gastfamilie niemand etwas anderes als Polnisch sprach. Dadurch machte ich unglaublich schnell Fortschritte, da ich gar nicht die Möglichkeit hatte, in eine andere Sprache zu "flüchten". Man verständigte sich zur Not mit Händen und Füßen, oder mit Zeichnungen. :-)
Meine YFU-Betreuerin und Klassenlehrerin gab mir zusätzlich einmal die Woche Nachhilfe in Grammatik und im Schreiben, indem sie mir zu Themen wie Wetter, Familie oder Traditionen Aufsätze aufgab.

YFU Austria:

Manche Austauschschüler*innen lesen Kinder- oder Märchenbücher, um die Sprache leichter und besser zu lernen. Was hast du getan, um die Sprache schnell zu lernen?

Isabelle:

Bücher lesen ist tatsächlich eine der besten Methoden, eine Sprache zu lernen, weil man gleichzeitig das Vokabular und die Grammatik trainiert. Ich habe immer noch einige Kinderbücher wie z.B. den "kleinen Nick" oder "Mary Poppins" auf Polnisch in meinem Regal stehen.
Davon abgesehen empfiehlt es sich auch, Serien oder Filme zu schauen.

YFU Austria:

Erzähl uns von deinem Schlüsselerlebnis, an dem du gesagt hast - „Ich kann's!“?

Isabelle:

Ich hatte in meiner Zeit in Polen einige solche Erlebnisse, aber das Schönste war relativ am Ende meines Austauschjahres, als ich Ende April in Krakau war und in einem Geschäft einen Touristenführer kaufen wollte. Der Verkäufer wollte mir einfach nicht glauben, dass Polnisch nicht meine Muttersprache ist, er hielt mich ganz einfach für eine Polin! Das hat mich wahnsinnig stolz gemacht.

YFU Austria:

Was hat in deinem Fall besonders gut funktioniert? Welchen Tipp kannst du anderen Austauschschüler*innen mit auf den Weg geben, die Sprache leichter und besser zu lernen?

Isabelle:

Mein Tipp an alle Austauschschüler ist: Redet, redet, redet! Soviel es geht!
Am Anfang hat man große Hemmungen, weil man Angst hat, Fehler zu machen. Aber nur so wird man besser, und ich habe in Polen die Erfahrung gemacht, dass die Leute erstaunt, begeistert und auch geschmeichelt waren, dass ein junger Mensch in ihr Land gekommen ist, um ihre verrückte Sprache zu lernen. Ich wurde von meinen Freunden geduldig beim Lernen unterstützt, und am Ende waren sie fast so stolz wie ich über den großen Lernerfolg, den ich gemacht habe. :-)