Luisa

Leben auf Japanisch

Wie Luisa Japanisch lernte

Ohne viel Sprachkenntnisse nach Japan - Luisa berichtet davon, wie sie Fortschritte gemacht hat, wie sie diese bemerkt hat und auch von ihrem Schlüsselerlebnis!
YFU Austria:

Viele Austauschschüler*innen, die ihren Austausch in einem nicht-englischsprachigen Land beginnen, sprechen die Sprache ihres Gastlandes noch nicht. Mit welchen Sprachkenntnissen bist du in dein Austauschjahr gefahren? Welche Gedanken und Gefühle hattest du dabei?

Luisa:

Ich hatte zwar schon ca. 1 1/2 Jahre zuvor mit einem Japanischkurs begonnen, doch war der nur einmal eine Stunde in der Woche, sodass ich lediglich ein paar Grundkenntnisse hatte. Ich war total aufgeregt und voller Vorfreude, hatte aber natürlich auch ein bisschen ein mulmiges Gefühl, wie weit ich wohl mit meinen Kenntnissen kommen würde und wie lange ich wohl brauchen würde, bis ich einigermaßen gut Japanisch sprechen können würde.

Luisa in Kimono
YFU Austria:

Wie erging es dir mit diesen Sprachkenntnissen?

Luisa:

Am Anfang habe ich einige Worte oder leichtere Sätzen (nach einigen Wiederholungen) verstanden. Mich wirklich unterhalten oder ein Gespräch mitverfolgen konnte ich allerdings nicht.

YFU Austria:

Was ist das Besondere an Japanisch?

Luisa:

Eigentlich ist die japanische Grammatik viel leichter als die Deutsche oder die anderen Sprachen. So gibt es zum Beispiel keine Artikel, keine Einzahl oder Mehrzahl und keine (lästigen) Konjugationen. Das wirklich Schwere an der japanischen Sprache sind die Schriftzeichen, von denen es auch noch drei verschiedene Arten gibt.

YFU Austria:

War es am Anfang schwierig, die Menschen zu verstehen? Dich mitzuteilen? Kannst du uns von einem einprägsamen Erlebnis berichten?

Luisa:

Am Anfang war es sehr schwer mich mitzuteilen und andere zu verstehen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich gleich in den ersten paar Tagen Spaziergänge gemacht habe und aus lauter Freude und positiver Energie alle Leute gegrüßt habe. Da ich in einer ländlichen Gegend wohnte, waren Ausländer nicht üblich, wahrscheinlich auch deshalb wollte ein netter älterer Herr mit mir ein bisschen tratschen. Wie vorher schon erwähnt konnte ich ein bisschen verstehen, nur leider viel zu wenig für ein ordentliches Gespräch... Also gingen wir beide zwar lächelnd, aber auch ein wenig enttäuscht, wieder auseinander.
Nach einem halben Jahr trafen wir uns lustigerweise aber wieder: Er staunte und ich strahlte über meine Fortschritte und so unterhielten wir uns also doch noch! :-)

YFU Austria:

Hast du einen Sprachkurs absolviert oder hast du dir die Sprache selbst beigebracht? Welche Erfahrung hast du damit gemacht?

Luisa:

In Japan habe ich mir fast alles mit eigenen Unterlagen selbst beigebracht. Mir wurde erst später von einem Sprachkurs erzählt, aber da sah ich keine Notwendigkeit mehr.

YFU Austria:

Manche Austauschschüler*innen lesen Kinder- oder Märchenbücher um die Sprache leichter und besser zu lernen. Was hast du getan, um die Sprache schnell zu lernen?

Luisa:

Ich habe viel gesprochen, über alles mögliche und ohne Angst davor Fehler zu machen. Nachdem ich auch die Schriftzeichen einigermaßen konnte, habe ich versucht "leichte" Bücher zu lesen. Ich habe ebenfalls versucht Geschichten oder Geschehnisse des Tages in Worte oder eben auf Papier zu verfassen und diese habe ich dann meiner Gastfamilie zum Lesen und Verbessern gegeben.

YFU Austria:

Erzähle uns von deinem Schlüsselerlebnis, an dem du gesagt hast - „Ich kann's!“

Luisa:

Ich habe mir schon bevor ich nach Japan ging im Internet japanische Serien auf Japanisch mit englischen Untertiteln angesehen. In Japan selbst habe ich das auch einmal gemacht, weil ich mir dachte, dass ich mit Untertiteln einfach sicher mehr verstehen werde als ohne. Nachdem ich eine Folge fertig geschaut hatte und mir dachte: "Wie schön es doch ist, (fast) alles zu verstehen.", fiel mir plötzlich auf, dass ich die Folge ohne Untertitel geschaut und trotzdem das meiste verstanden hatte! Nach diesem Schlüsselerlebnis fiel mir auch auf, dass ich wirklich schon das meiste des Gesagten verstand.

YFU Austria:

Was hat in deinem Fall besonders gut funktioniert? Welchen Tipp kannst du anderen Austauschschüler*innen mit auf den Weg geben, die Sprache leichter und besser zu lernen?

Luisa:

Einfach immer und über alles reden! Über die kleinste Kleinigkeit und ohne Angst vor Fehlern. Denn aus Fehlern lernt man ja! ;-)
Im Japanischen ist es sehr wichtig, immer wieder die Schriftzeichen zu üben, sprich aufzuschreiben.