Christoph

Als Austauschschüler in den USA

Freunde finden auf der High School

Wie es gelingt, mit Theater an einer großen Schule Freunde zu finden.
YFU Austria:

Welche Erinnerung kommt dir als erstes in den Sinn, wenn du an deinen ersten Schultag in deinem Gastland zurückdenkst?

Christoph:

Mein erster Schultag war sehr verwirrend. Die Schule war riesig, sie hatte 1600 Schüler, war dementsprechend groß und es war schwer sich zurecht zu finden. Die Sprache war noch sehr schwierig zu verstehen, vor allem in der Matheklasse. Und natürlich habe ich noch keine Leute gekannt, bin aber schon mit ein paar ins Gespräch gekommen.

Ein Foto mit mir vor der Chicago Skyline.
YFU Austria:

Kannst du uns von deinem schönsten Erlebnis in der Schule erzählen, etwas, das du für immer mit deinem Austauschjahr verbinden wirst?

Christoph:

Ich glaube das schönste Erlebnis sind die Leute und die Lehrer gewesen. In Amerika kamen mir die Schüler offener und zuvorkommender vor als hier in Österreich. Wenn man versucht, sich zu integrieren und nicht in seiner Landessprache spricht, wird man keine Probleme haben Freunde zu finden. Die Lehrer waren mir auch mehr wie Freunde in Amerika, du kommst ihnen viel näher und umarmst sie auch.

YFU Austria:

Berichte uns doch von dem Moment, an dem du gemerkt hast, dass du nun zur Schulgemeinschaft gehörst und in den Schulalltag integriert warst!

Christoph:

Den Moment genau weiß ich nicht, das ist mit der Zeit passiert. Aber ich habe nicht mehr nach Hause gewollt, ich habe mich so wohl gefühlt, dass ich Amerika als meine Heimat bezeichnet habe. Das ist das Dazugehören, denke ich.

YFU Austria:

Welche Schultypen gibt es in deinem Gastland? Welchen Schultyp hast du besucht? Was ist das Besondere daran? Mit welchem Schultyp in Österreich ist er am ehesten vergleichbar?

Christoph:

In Amerika gibt es nicht wirklich Schultypen in dem Sinn, wie wir es kennen. Der große Unterschied zu Österreich ist, dass du dir deine Fächer quasi selbst aussuchen kannst und dir somit deinen Schultyp eigentlich wählen kannst.
Die Schüler müssen zwar bestimmte Fächer wie Mathe nehmen, sie können sich aber aussuchen welche Art von Mathe und haben sie in Mathe schon alle Punkte gesammelt, sind sie mit dem Fach fertig und können sich anderen Gegenständen widmen, wenn sie dies wollen.

YFU Austria:

Welche Gegenstände wurden an deiner Schule unterrichtet? Kannst du uns von Fächern berichten, die es an deiner österreichischen Schule nicht gibt?

Christoph:

Es gab viel mehr Fächer als hier in Österreich - fast alles, was man sich vorstellen kann: Kunst- und Computerklassen verschiedenster Art, Fitness, Lese-Klassen, Kochklassen usw. Ich selbst hatte Schauspielerei, Fotografie, Psychologie, Programmieren, Präsentationen und Kochklassen, die es bei mir in der Schule in Österreich nicht gab. Sonst hatte ich noch Amerikanische Geschichte, Physik, Englisch, wobei man sagen könnte, dass es diese Fächer bei uns grundsätzlich auch gibt.

YFU Austria:

Falls du so ein Fach belegt hast, wie schwer ist es dir gefallen, dieses Fach zu lernen? Wie schwer oder leicht fiel dir die Schule generell?

Christoph:

Mir fiel es eigentlich ziemlich leicht, weil mich die meisten Fächer, die ich genommen habe, auch interessiert haben. Für die Schule generell war weniger zu tun, aber ich kann es nicht wirklich beurteilen, weil ich viele Klassen genommen habe, die mir leicht fielen. Z.B. habe ich kein Mathe genommen, und Mathe soll in den USA schwer sein.

YFU Austria:

Wie wirkten die Beziehungen zwischen Schüler und Lehrer in deiner Gastschule auf dich? Wie hast du das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern im Gegensatz zu dem in deiner Schule in Österreich erlebt?

Christoph:

Das Verhältnis von Schüler und Lehrer ist näher als in Österreich. Die Lehrer sind viel mehr wie Freunde und somit auch Ansprechpartner. Ich habe zum Beispiel meine Lehrerin um Rat gefragt, als eine Freundin Probleme mit ihrer Familie gehabt hat. Die Lehrer interessieren sich auch mehr für deine Probleme. Lehrer sind trotzdem noch Respektpersonen, obwohl du eher mit ihnen befreundet bist. Die Beziehung ist viel angenehmer und effektiver, denke ich. Die Schüler reden mit ihnen ganz normal. Am Schluss, beim Verabschieden am letzten Schultag kommt es dann auch so weit, dass du deine Lehrer umarmst.

YFU Austria:

Erzähl uns doch ein wenig von deiner Schulklasse!

Christoph:

In Amerika gibt es nicht nur eine (Schüler-)Klasse, du hast jede Stunde eine andere Klasse, weil du zu den Lehrern in deren jeweilige Klasse gehst. Das wäre auch gar nicht anders möglich, weil jeder Schüler einen eigenen Stundenplan hat. Aufgenommen wurde ich trotzdem ziemlich gut in den einzelnen Fächern, aber da ich ja nur eine Stunde am Tag mit einer Klasse hatte, kann ich nicht sagen, dass da eine Klassengemeinschaft entstanden ist.

YFU Austria:

Konntest du Freunde an deiner Schule finden? Was kannst du uns von Ihnen erzählen?

Christoph:

Ja, die meisten und echten Freunde findet man in seiner Freizeit, welche man an der Schule verbringt. Freizeit in Amerika besteht aus Klubs die es für verschiedenste Sportarten, Chor, Theater und vieles mehr gibt.

YFU Austria:

Welche Aktivitäten wurden an deiner Schule neben dem Unterricht angeboten? Kannst du uns von einer solchen Aktivität erzählen, an der du selbst teilgenommen hast und die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Christoph:

In Erinnerung geblieben ist mir vieles: Zum Beispiel alle möglichen Sportklubs, Chor, Musikinstrumente, Bands, Theater, Wissenschaftsklubs, usw. Ich war das ganze Jahr über im Theaterklub und dieser Klub ist auch das, was mein Austauschjahr aus- und so besonders und einzigartig gemacht hat. Im Theaterklub war es wie in deiner Klassengemeinschaft in Österreich. Ich habe viele Freunde gefunden, Spaß gehabt - einfach eine zweite Familie gefunden.

YFU Austria:

Es gibt Länder, in denen man die Schule nicht mit normalen Straßenschuhen betreten darf. Kannst du uns von einer einzigartigen Regel erzählen, die es an deiner Gastschule gab?

Christoph:

Meine Schule war ziemlich locker, wir durften mit Schuhen herumgehen. Ich glaube, wir hatten auch einen Dresscode, aber entweder war der so locker, dass ich mir keine Gedanken machen musste oder er wurde nicht richtig durchgesetzt. Mädchen haben ziemlich offen herumgehen dürfen und manche Burschen habe die Hose weit unten gehabt. Also für Amerika war das, glaube ich, schon eine Ausnahme.

YFU Austria:

Welche Erfahrungen hast du speziell aus deinem Schulalltag für dein Leben mitgenommen?

Christoph:

Weiß ich nicht genau, vielleicht irgendwie mehr komisch zu sein, weil die Schüler dort nicht so steif sind und lustigen Blödsinn machen :). Ich habe gelernt, mich in andere Kulturen hineinzuversetzen, weil in meiner Stadt ziemlich viele verschiedene ethnische Gruppen wohnten.

YFU Austria:

Wenn dich eine angehende Austauschschülerin oder ein Austauschschüler fragen würde, was wäre dein wichtigster Ratschlag für das Leben als Schüler an deiner Schule im Gastland?

Christoph:

Sei offen, sprich mit niemandem deine Landessprache, auch nicht mit anderen Austauschschülern, weil das einfach nicht gut ankommt. Und wenn dich Theater nur ein bisschen interessiert, tritt auf jeden Fall dem Theaterklub an der Schule bei.