Sophia

Ich wurde von Anfang an herzlichst empfangen!

Sophias Schule in Frankreich

Sophia war auf Austausch in der Nähe von Paris. Sie erzählt von ihrer kreativen Schulklasse und wann sie sich zum ersten Mal so richtig integriert gefühlt hat.
YFU Austria:

Welche Erinnerung kommt dir als erstes in den Sinn, wenn du an deinen ersten Schultag in Frankreich zurückdenkst?

Sophia:

Die vielen Links-Rechts-Bussis! Meine Gastmama hatte mich einer Mitschülerin umgehängt, die mit dem selben Zug wie ich fahren musste, und sie stellte mich dann allen anderen vor. Ebenfalls musste ich mich den Lehrern vorstellen, weil die meisten keine Ahnung davon hatten, dass ich da sein würde.

Für die Terminales gab es ein eigens organisiertes Abschlussfest, zu dem wir uns alle sehr herausputzten
YFU Austria:

Kannst du uns von deinem schönsten Erlebnis in der Schule erzählen, etwas, das du für immer mit deinem Austausch verbinden wirst?

Sophia:

Uff, da gibt es so viele! Sehr stark in Erinnerung habe ich die diversen Feiern, die in der Schule organisiert wurden, mit Talentshows und Kostümwettkämpfen. Zu Karneval trat meine Klasse in der Kategorie “Feiern rund um die Welt” an und wir mussten uns eine einminütige Choreographie überlegen, die Kostüme festlegen und das alles in sehr kurzer Zeit! Leider gewannen wir nicht, aber wir hatten sehr viel Spaß.

YFU Austria:

Berichte uns von dem Moment, an dem du gemerkt hast, dass du nun zur Schulgemeinschaft gehörst und in den Schulalltag integriert warst!

Sophia:

Kurz vor den Herbstferien veranstaltete eine Klassenkollegin eine Halloweenfeier, zu der die gesamte Klasse und somit auch ich eingeladen wurde. Ich wurde sogar mit dem Kauf einiger Accessoires beauftragt! Im Gegensatz zu meiner Schule in Österreich habe ich dort wirklich das Gefühl gehabt, dass sich alle gerne mochten.

YFU Austria:

Welche Schultypen gibt es in Frankreich? Welchen Schultyp hast du besucht? Mit welchem Schultyp in Österreich ist er am ehesten vergleichbar?

Sophia:

Nach der Mittelschule gehen die meisten Schüler in Frankreich auf ein Lycée, also auf eine Oberstufe. Früher war diese in drei Zweige geteilt, mittlerweile ist das alles ein bisschen flexibler. Man kann sie mit der österreichischen Oberstufe vergleichen. Da an meinem Lycée kein Platz in der siebten Klasse (Première) war, kam ich in die Maturaklasse (Terminale).

YFU Austria:

Welche Gegenstände wurden an deiner Schule unterrichtet? Kannst du uns von Fächern berichten, die es an deiner österreichischen Schule nicht gibt?

Sophia:

Meine Schule hatte ein sehr breites Spektrum an Fächern, weil es auch eine riesengroße Schule war! Es gab Chinesischunterricht, Literaturgeschichte verschiedener Sprachen sowie Sozial- und Wirtschaftswissenschaften oder Philosophie.

YFU Austria:

Hast du so ein Fach belegt? Wie schwer war es für dieses Fach zu lernen? Wie schwer oder leicht ist dir die Schule generell gefallen?

Sophia:

Damals wurde man in Frankreich noch in Zweige eingeteilt und ich habe den Literaturzweig gewählt, mit 8 Wochenstunden Philosophie. Das war ein ziemlicher Schock am Anfang! Erstens hatte ich noch nie Philosophie gehabt und zweitens dann gleich so viel davon?! Aber wir hatten wirklich großes Glück mit unserem Professor. Er war zwar irre streng, aber er konnte gut den Lehrinhalt vermitteln. Ich habe von Anfang an alle Tests und Schularbeiten mitgeschrieben, auch wenn die ersten gar nicht benotet wurden, weil mein Französisch einfach noch nicht ausreichte. Mein Wörterbuch durfte ich zum Glück dabeihaben! Aber bereits am Ende des ersten Trimesters hat sich herausgestellt, dass ich auf einem guten Weg war, und der Direktor hat sich persönlich für mich eingesetzt, damit ich das Baccalauréat (Matura) im Juni mitschreiben durfte.

YFU Austria:

Wie wirkten die Beziehungen zwischen Schüler*innen und Lehrer*innen in deiner Gastschule auf dich? Wie hast du das Verhältnis zwischen Schüler*innen und Lehrer*innen im Gegensatz zu dem in deiner Schule in Österreich erlebt?

Sophia:

Das kam ganz auf den Lehrer an. Unsere Klassenvorständin, die Mitte des Jahres aus der Babypause zurückkam, war richtig beliebt. Sie war ebenfalls sehr streng, aber wir lernten so viel bei ihr! Generell hatte ich den Eindruck, dass sich die Schüler mehr für den Unterricht interessierten als in Österreich.

YFU Austria:

Erzähl uns ein bisschen von deiner Schulklasse!

Sophia:

Ich hätte ehrlich gesagt in keiner besseren Schulklasse landen können. Von Anfang an wurde ich herzlichst empfangen. Im Literaturzweig fand man oft die kreativsten Köpfe und so war es auch bei mir. Alle waren so unglaublich talentiert, sei es musikalisch oder zeichnerisch. Natürlich gab es hie und da mal kleine Zankereien, aber man hat wirklich gefühlt, dass sich im Grunde alle gern hatten.

YFU Austria:

Konntest du Freund*innen an deiner Schule finden? Was kannst du uns von ihnen erzählen?

Sophia:

Marie und ich hatten viele Klassen gemeinsam und saßen schon bald fix immer nebeneinander. Es dauerte nicht lang bis wir als “Las Papayas” bekannt waren (wie wir auf den Namen kamen weiß ich nicht mehr). Sie ist mich schon zweimal besuchen gekommen und wenn ich nach Paris fahre, ist ein gemeinsamer Museumsbesuch immer ein Fixpunkt meiner Reise. Und dann gibt es noch Pauline, mit der ich gemeinsam im Sportunterricht litt (wir waren dort leider nicht die begabtesten) und die mir aufmerksam zuhörte, wenn ich wieder mal etwas sehr Kompliziertes mit meinem sehr einfachem Französisch erklären wollte. Bis heute schreiben wir regelmäßig und ich hoffe, bald wieder mit ihr lang quatschen zu können!

YFU Austria:

Welche Aktivitäten wurden an deiner Schule neben dem Unterricht angeboten? Kannst du uns von so einer Aktivität erzählen, an der du selbst teilgenommen hast und die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Sophia:

Sehr wichtig an meiner Schule war das Schultheater. Jede Stufe hatte seine eigene Theatergruppe und dann gab es noch stufenübergreifende Theatergruppen. Am Ende des Schuljahres gab es dann eine ganze Woche lang mehrere Aufführungen am Tag! Ich habe mich für eine stufenübergreifende Gruppe beworben und wurde tatsächlich genommen. Die Proben fanden immer freitagnachmittags statt und ich war oft von der Woche total fix und fertig, aber es war einfach immer sehr unterhaltsam und aufregend. Und der Applaus war auf jeden Fall die Mühe wert!

YFU Austria:

Es gibt Länder, in denen man die Schule nicht mit normalen Straßenschuhen betreten darf. Gab es an deiner Gastschule auch eine einzigartige Regel?

Sophia:

Meine Schule war eine katholische Privatschule, insofern war das Tragen von kurzen Röcken oder gefärbten Haaren nicht erlaubt, was für mich neu war. Andererseits gab es keinen Religionsunterricht und es hingen auch keine Kreuze an den Wänden, was man sich vielleicht nicht erwarten würde!

YFU Austria:

Welche Erfahrungen hast du speziell aus deinem Schulalltag für dein Leben mitgenommen?

Sophia:

Was mir mein Schulbesuch in Frankreich gezeigt hat ist, dass ich viel mehr kann als ich es eigentlich von mir erwarte. Deswegen nehme ich mir jetzt oft auch Projekte vor, die mir eigentlich ein bisschen Angst machen.

YFU Austria:

Wenn dich ein*e angehende*r Austauschschüler*in fragen würde, was wäre dein wichtigster Ratschlag für das Leben als Schüler*in an deiner Schule in Frankreich?

Sophia:

Ich würde ihm oder ihr raten bei den Veranstaltungen mitzumachen! Das hat immer sehr viel Spaß gemacht.